Rainer Elias Strebel

Stille ist der Schlüssel

Ihr Lieben,
 
eigentlich ist das, was ich euch heute sagen mag, in diesen einen Satz zu bringen. Doch ich mag es erklären, unterlegen, anfassbar machen für jene, die vielleicht mehr Worte benötigen um darin ihren Teil zu finden.
 
Wir alle sind auf der Suche, unablässig. Stets halten wir Ausschau und unsere Umwelt hält unendlich viele Dinge bereit, die wir im Auge behalten, verfolgen, wissen müssen ... Die meisten von uns und auch ich zähle mich durchaus dazu, beschäftigen sich einen Großteil des Tages mit unserem materiellen Sein auf diesem wunderschönen Planeten. Manche damit, ihr eigenes Leben so schön wie möglich zu gestalten. Andere damit, das Leben Anderer, die Meinung Anderer oder die Visionen Anderer kennen zu lernen , zu verfolgen oder diese weiter zu erzählen. Damit kann man sich trefflich beschäftigen und die Vielzahl der Möglichkeiten ist schier unendlich.
 
Man sieht nur mit dem Herzen gut, ließ einst Antoine de Saint-Exupéry den Kleinen Prinzen sagen. Doch während wir unablässig mit unserem und den Leben, Meinungen und Visionen anderer beschäftigt sind, übernimmt für gewöhnlich unser Verstand die Regie. Ein treffliches Organ, welches mich davor bewahrt, (meistens jedenfalls) mein Shirt morgens falsch herum anzuziehen oder beim Einkaufen ein Regal um zu laufen. Doch wo ist Deine eigene Vision?
 
Unablässig ist unser Verstand mit allem &qout;Notwendigen" beschäftigt, schickt unsere Aufmerksamkeit hierhin und dorthin, sagt, wir benötigen dieses oder jenes um Sicherheit zu haben und so vergeht die Zeit. Die meisten Menschen, die ich kenne, leben so. Und ihr Verstand ist der Herrscher über ihr Sein, meistens, fast immer, immer!
 
Man sieht nur mit dem Herzen gut - die erste Aufgabe - folge Deinen Gedanken
 
Und so ist eine der ersten Aufgaben auf dem Weg zu sich selbst und heraus aus dieser sich selbst unterhaltenden Drama, seinen eigenen Verstand wieder zu dem zu machen, was es eigentlich ist. Unser Verstand lernt aus der Vergangenheit, aus dem was wir erlebten und bastelt sich daraus eine Strategie, was getan werden muss. Was wir einkaufen, was wir brauchen, was für uns wichtig ist, was getan werden muss. Das ist auch gut so, solange, ja solange Du diese Strategie als Vorschlag betrachtest und nicht als Befehl.
 
Als ich mich die ersten Male hinsetzte und bewusst meinem Verstand &qout;zuhörte&qout;, war ich erstaunt, was da alles so geschieht. Da ist ein unablässiges Treiben, ein Üben für zukünftige Situationen, ein Zurechtlegen, was ich noch tun muss, Dinge die ich versäumt habe, die aber wichtig sind und so weiter. Mein Verstand plapperte pausenlos und wenn in der Zukunft Herausforderungen lagen, dann übte mein Verstand schon fleissig aufgrund der erlebten Situation wie auch diese möglichst einfach zu bewerkstelligen ist.
 
Und ich, ich saß da und hörte in ungläubigem Staunen zu, was da alles so geschah. Eines Tages ertappte ich mich nach der Lektüre eines Artikels über einen möglichen dritten Weltkrieg dabei, dass mein Verstand eine Strategie ausarbeitet, wie ich mit so einer Situation umgehe. Nicht grob, nein, im Detail bis hin zu den Dingen die ich mit nehmen will.
 
Ich rief Schluss jetzt und auf einmal war Stille.
 
Man sieht nur mit dem Herzen gut - der Unterschied
 
So oft geschah es mir, dass mich eine Situation in meiner Familie, meinen Liebsten, im Beruf gefangen nahm. Und ich übte fleissig, fühlte Unheil, fühlte Ungerechtigkeit, übte Vergeltung und tat dies auch, blind und taub, meinem Verstand vollständig die Kontrolle übergebend.
 
Komme ich heute in eine solche Situation, dann bringe ich meinen Verstand zum schweigen und trachte danach, zu verstehen, warum dies geschieht, welche Sicht- und Standpunkte mein Gegenüber hat und wenn mein Verstand mir wieder Gefahr signalisiert, bekommt es einen Knebel ... und die Situationen gehen friedlich aus.
 
Man sieht nur mit dem Herzen gut - Gedanken kommen und gehen lassen
 
Bringe also zuallererst Deinen Verstand in die Position, für die er geschaffen wurde. Als Teil Deines physischen Körpers. Du bist nicht Dein Verstand. Der Verstand ist ein Teil von Dir.
 
Lerne, Deinen Gedanken zu folgen und beobachte, was sie mit Dir machen. Beobachte und höre zu. Du wirst staunen. Und irgendwann im bewussten Zuhören, wenn Du auf nichts reagierst, nichts daraus ableitest, nichts tun musst als nur zuhören, werden irgendwann Pausen entstehen. Erst ganz kurz, dann vielleicht ein wenig länger.
 
Lerne, diese Pausen zu suchen und darin zu verweilen. Kommt ein Gedanke, sieh ihn dir an und lasse ihn sofort wieder gehen und die nächste Pause wird kommen. Wenn Du dies ausdauernd übst, wirst Du einen Zustand erreichen, in dem Du einfach nur bist. Du musst nichts tun und Dein Verstand ist still.
 
Man sieht nur mit dem Herzen gut - der Sitz Deiner Selbst
 
Du bist ein Wesen aus einem physischen, materiellen Teil und einem energetischen. Dieser energetische teilt sich widerum in den Teil, der direkt in Deinem physischen Körper wohnt und den Teil, der außerhalb von Deinem physischen Selbst ist. Diese Teile nennt man gern Seele und Geist. Die Seele, lieber Freund, liebe Freundin, wohnt in Deinem Herzen und eigentlich gebührt ihr die Führung über Dein Sein.
 
Hast Du gelernt, diese kleinen Pausen zu erreichen, in denen Dein Verstand schweigt und Du einfach nur bist, dann richte Deine Aufmerksamkeit auf Dein Herz, auf Dein Inneres. Die Stimme Deines Herzens ist keine Stimme im eigentlichen Sinne, es ist eher ein Fühlen, etwas, dass Dich in eine bestimmte Richtung drängt. Manche Menschen sagen dazu, etwas fühlt sich richtig, stimmig an oder auch nicht. Übe Dich darin, in diesen Pausen Deines Verstandes und Deines Seins Deinem Herz, Deiner Seele zu lauschen und zu erfühlen was sie Dir mitteilen mag.
 
Du wirst erkennen dürfen, dass oft zwischen dem, was Dein Verstand Dir vorgibt und dem leisen Drängen und Sehnen Deines Herzens ein Widerspruch besteht. So lerne und verstehe, dass die Ausrichtung Deines Verstands auf dem Überleben und dem Befrieden all der Bedürfnisse eben jenes Verstandes liegt. Und dass die Ausrichtung Deines Herzens auf der Liebe, dem Frieden, dem Glück, der Ausrichtung und Deinem Ziel der Entwicklung und dem Befrieden all dieser Bedürfnisse liegt.
 
Man sieht nur mit dem Herzen gut - Du bist weder Dein Gefühl noch Dein Gedanke
 
Oh ja, und ich weiß, dass dies die vierte Wiederholung dieser Überschrift ist. Ich kann es nicht genug betonen. Wisse, lieber Freund, liebe Freundin, dass Gefühle, die in Dir entstehen, sehr oft aus Deinem Verstand entspringen oder aber dem Gedächtnis der Zellen. Es gibt einfache Beispiele, wenn Du jemals von einem Hund gebissen wurdest, wirst Du ohne dieses Trauma bearbeitet zu haben, stets in Gegenwart eines ähnlichen Hundes unwohl fühlen, Angst verspüren. Und dies wird auch dann so sein, wenn dieser Hund ganz friedlich und liebevoll ist. Es reicht die Erinnerung, Dein Gehirn ruft Gefahr und die Zellen reagieren, schütten Hormone aus und schon gesellt sich zum Fluchtgedanken ein sehr unangehmes Fühlen. Wisse, lieber Freund, liebe Freundin, dass dies alles Reaktionen basierend auf Erfahrung sind, teils auf Erfahrungen aus früheren Leben basierend, teils aus dem jetzigen Leben. Und so wirst Du vielleicht im Ansatz verstehen, wenn ich sage, das einzige Empfinden, dem Du trauen kannst, ist Deinem Herzen sobald Du gelernt hast seine Stimme wahr zu nehmen und die Verbindung klar und deutlich ist.
 
Stille ist der Schlüssel zum Herzen
 
Ich durfte Momente erleben, in denen ich mit einem Freund, einer Freundin vollständig wortlos eine Zeitlang verbrachte. Nur Seele und Geist. Dies sind wahre, erhabene Momente des Verweilens in der Wirklichkeit, ungetrübt vom steten Streben nach irgendwas. In der Stille liegt der Schlüssel zur Tür Deines Herzens. Und wenn Du diesen Schlüssel in Form der Pausen in Händen hältst, wirst Du die Stimme Deines Herzens hören. Ganz leise, fast unfühlbar, unhörbar.
 
Der nächste Schritt ist dann die Übung, zu fühlen und zu erkennen was Dein Herz spricht. Den Widerspruch zu dem zu erkennen, was Dein Verstand spricht. Und den Weg Deines Herzens zu gehen, manchmal unter Beachtung der Worte Deines Verstandes, denn dieser (er)kennt die Dualität manchmal besser als Dein Herz. Und darauf folgt der Zugang zu Deinem höheren Selbst, der widerum nur durch diese Tür führt. Und eines Tages, lieber Freund, liebe Freundin, wirst Du wie ich erkennen, dass Dein Herz, Deine Seele der Teil ist, dem die Führung über Dein Sein entspricht.
 
Deine Seele ist der wahre Verstand
 
Lerne, auf Dein Herz zu hören und folge ihm. Mehr und mehr und immer und immer wieder. Vertraue ihm und traue ihm etwas zu und lerne diese Ebene in allen Bereichen kennen. Und gib eines Tages die Führung an Deine Seele ab, lasse Dich führen und vertraue.